Toni Rüttimann – Hängebrückenbauer

Ein Leben für Hängebrücken – Toni Rüttimann

 
Eigentlich ist dieser Titel nicht ganz korrekt, denn Toni Rüttimann hat sein Leben nicht den Hängebrücken gewidmet, sondern den Menschen. Da für ihn aber die Hängebrücke ein adäquates Mittel ist, den notleidenden Menschen in den verschiedensten Ländern, hauptsächlich im Lateinamerika und Südostasien, auf einfache aber sehr wirkungsvolle Art und Weise zu helfen, ist der Titel auch nicht ganz falsch.

Beat Anton Rüttimann, wie Toni Rüttimann eigentlich getauft wurde, erblickte am 21. August 1967 in Pontresina (Schweiz, Graubünden) das Licht der Welt. Eigentlich verlief alles ganz normal. Bis er am 1. April 1987 einen Entscheid getroffen hatte, der sein Leben verändern sollte. Im Rahmen eines Sozialeinsatzes reiste er mit seinen Ersparnissen und Fr 9’000.- selber gesammelten Spendengelder in ein Erdbebengebiet in Ecuador um zu helfen.

In Ecuador musste er feststellen, das „Helfen“ nicht ganz einfach ist. Das Glück wollte es aber, dass er einen engagierten Holländischen Hydraulikingenieur kennen lernte. Mit ihm zusammen und der Unterstützung der Menschen im Dorf Flor del Valle, welches durch die Naturkatastrophe von der Aussenwelt abgeschnitten war, erbauten sie die erste Fussgängerhängebrücke von Toni Rüttimann. Und von nun an war es für ihn klar: „Toni el Suizo“, wie Toni Rüttimann auf der halben Welt genannt wird, wollte Brückenbauer der Armen werden.

Nachdem er wieder aus Ecuador zurück in die Schweiz gekommen war, hat er ein Studium des Bauingenieurwesens an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich begonnen. Nach nur sieben Wochen verliess er die ETH bereits wieder und kehrte nach Ecuador zurück. Dort folgte er seiner Berufung als Hängebrückenbauer und Helfer.

Zwar hatte er in Sachen Bauingenieursstudium nur einen kurzen Einblick, konnte aber trotzdem mit seinem Wissen Hängebrücken selber planen. Später schrieb er sogar ein Computerprogramm, um die Statik etc seiner nach einem Baukastensystem geplanten Hängebrücken schneller und einfacher zu berechnen.

Gemeinsamer Brückenbau

Seit den Neunzigerjahren baut nun Toni „el Suizo“ selbst konstruierte Fussgänger-Hängebrücken für abgeschnittene Dörfer und arme Menschen. Völlig freiwillig, ohne ein Zuhause, ohne festen Wohnsitz, baut er Hängebrücken. Machbar ist das aber auch für Toni Rüttimann nur, weil er auf der ganzen Welt sehr viele Freunde und Gönner hat. Namentlich erwähnt sei hier sein Burmesischer Kollege Aiklian sowie sein langjähriger Ecuadorianischer Kollege Walter Yánez. Beide helfen ihm seit vielen Jahren beim Brückenbau.

In der Schweiz und in vielen anderen Ländern helfen Firmen und Freunde beim Material beschaffen. Viele der benötigten Stahlseile bekam und bekommt Toni „el Suizo“ von den Schweizer Seilbahnen geschenkt. Es sind sehr gute Stahlseile, die aber in der Schweiz nicht mehr eingesetzt werden können. Andere, ebenfalls gebrauchte Stahlseile werden von Erdölfirmen geschenkt. Viele der benötigten Stahlrohre (zB für die Pylonen) werden von der globalen Röhrenfirma Tenaris gesponsert. Gehwegplatten für einen dauerhafteren Brückenboden oft von der argentinischen Stahlfirma Ternium. -> AUS ALT MACH NÜTZLICH !!!

Mit diesen wiederverwerteten Stahlseilen und Röhren werden die Hängebrücken gebaut. Die Einheimischen, die am stärksten von den Neubauten profitieren, beteiligen sich mit ihrer Arbeitskraft an den Projekten. Sie liefern zudem Baumaterialien wie Sand, Stein, Zement und Holz.

Errungenschaften

Mittlerweile hat das Team um Toni Rüttimann bereits 862 (ACHT-SECHS-ZWEI !!) Hängebrücken für sozial schwächere gebaut (Stand 16. März 2022) . Dank diesen Fussgängerhängebrücken (die meisten können und dürfen auch von Fahrrädern, Mopeds und Vieh benutzt werden) haben über 2.3 Millionen Menschen eine tägliche Erleichterung. Wenn das nicht fantastisch ist, was dann? Zudem kommen pro Jahr 30 bis 40 neue Hängebrücken dazu. Selbstverständlich ist „der Schweizer“ nicht mehr überall vor Ort, koordiniert und kommuniziert wird modern über Internet.

Im Rahmen seiner Tätigkeit hat Toni Rüttimann unter anderem den renommierten Brandenbergerpreis 1999 erhalten. Auch etliche Erwähnungen in Zeitschriften und Illustrierten sowie einen eigenen Wikipedia-Eintrag sind Zeichen seiner Anerkennung.

Ich jedenfalls darf sagen, auch wenn ich noch nie das Vergnügen gehabt habe, Toni Rüttimann persönlich kennen zu lernen: Ich bin stolz und glücklich, von so einem Menschen erfahren zu haben.

Interessante Links und weitere Angaben zu Toni el Suizo

• nicht offizielle Webseite von Toni Rüttimann
• einige Bilder der Arbeiten von Toni Rüttimann
• Video der Hochzeit (wurde leider entfernt)von „el Suizo“ vom 31. März 2018 in Pay Pin Taung, Myanmar auf Hängebrücke Nr 777
• Einer der Unterstützer von Toni Rüttimann, die Vereinigung der Schweizer Seilbahnen
• Toni „El Suizo“, der Brücken­bauer – Strom-Online.ch

NB: Wenn jemand Zwecks Material- oder Geldspenden Kontakt zu Toni Rüttimann aufnehmen möchte, kann ich euch die entsprechende Emailadresse von Toni Rüttimann weiter leiten. Einfach per Kontaktformular anfragen.