Gutmenschen versus gute Menschen

 

Traumgeschichte

Überall auf der Welt gibt es die Gutmenschen. Viele davon nennen sich selber Philanthrop respektive Philanthropin (= MenschenfreundIn). Meistens sind das Menschen, denen es sehr gut geht und im finanziellen Überfluss leben.

Letzthin hatte ich einen Halbtraum

Da gab es einen solchen Gutmenschen, nennen wir ihn einfach einmal Till. Er hat im laufe seines Lebens ein riesiges Vermögen aufgebaut. Er ist sowas von Reich, dass er damit Probleme bekam. Also gründetet er kurzerhand eine Stiftung, welche Gutes tun soll. Und so ganz nebenbei löste diese Stiftung für Ihn auch noch ein ärgerliches Problem, nämlich das Problem der hohen Steuerzahlungen.

Auch als selbsternannter Philanthrop ist für ihn das Geld das wichtigste, höchstens noch übertroffen von Macht. Sein Motto, wenn wir VIEL GELD haben, können wir VIEL GUTES tun. Deshalb investiert seine Stiftung auch immer wieder zweifelhafte Beträge in zweifelhafte Unternehmen, welche dann auf zweifelhafte Art zweifelhaftes Geld generieren sollen. Natürlich nur, weil dann mit dem zusätzlich verdienten Geld NOCH MEHR GUTES getan werden kann.

Aber es gab noch ein Mensch in meinem Halbtraum, nennen wir diesen Tom. Der Tom ist ein guter Mensch (nicht zu Verwechseln mit einem Gutmensch). Tom ist an vielen Orten dieser Welt tätig. Mit wenigen Mitteln hilft er Menschen aus der Not. Dazu braucht er nicht viel. Er selber lebt sehr sparsam und bescheiden. Sein Weg zur Hilfe sucht er über Eigenhilfe. Er unterstützt die Menschen vor Ort mit seinem Wissen und können, packt auch gerne einmal selber an, berät die Menschen und organisiert allenfalls benötigtes Material und Knowhow. Seine Spezialität ist das Bauen von Fussgängerhängebrücken.

So wollte es mein Traum, dass dieser Tom eines Tages zu einem ärmlichen Dorf in Hungerland gelangte. In diesem Dorf gibt es keine Reichtümer, keine wirkliche Infrastruktur. Aber das Dorf war sehr schön an einer Flussschleife gelegen. Die Dorfbewohner, sichtlich beeindruckt durch Toms Erscheinung, luden ihn zu einem bescheiden aber feinen Mahl ein. Nach dem sättigenden Essen mit den Einheimischen war Tom so richtig zufrieden.

Später erklärte er den Menschen im Dorf, dass er als Beruf Brückenbauer ist. Er präsentierte den Dorfbewohner seine Idee, dass wenn sie wollen und mithelfen, er mit ihnen zusammen eine solche Fussgängerhängebrücke über den Fluss bauen könnte. Das Material für die Brücke würde er gratis beschaffen. Der Dorfrat beriet das grosszügige Angebot. Nach längerem hin und her verzichteten sie aber auf die Umsetzung. Tom nahm das zur Kenntnis. Er bedankte sich für die Gastfreundschaft und zog weiter.

Wenige Tage nach diesem Ereignis kam auch Till zu diesem Dorf. Er und sein Tross stellten vor dem Dorfeingang ihre Zelte auf. Till schaute sich das Dorf und die geografische Lage an und kam zum Entschluss, dass er hier helfen muss. Er liess den Dorfchef zu ihm kommen und erklärte diesem, dass er kostenlos eine Hängebrücke vom Dorf auf die andere Flussseite bauen werde. Der Dorfchef erklärte Till, dass sie genau diese Thematik vor ein paar Tagen schon im Dorfrat besprochen hätten und zum Schluss gekommen sind, dass sie das nicht möchten.

Sichtlich beleidigt zog sich Till zurück und beriet sich anschliessend mit seinem Gefolge. Einheitlich herrscht zwischen Till und seinen Untergebenen die Ansicht, dass diese armen Dorfbewohner halt nicht wirklich schlau sind und nicht verstehen, was gut für sie ist. Also beschloss man, die Hängebrücke über den Fluss auch ohne Wunsch der ansässigen Bevölkerung zu bauen. Als die Brücke fertig erstellt war, liessen sich die Gutmenschen noch von Medien entsprechend huldigen und zogen von dannen.

Und das Ende der Geschichte? Zwei Tage später nutzte ein Rudel von Tigern die Hängebrücke um den Fluss zu überqueren und frassen alle Dorfbewohner auf!

Kleiner Nachtrag 1: Sollten Verbindungen zwischen meinem Halbtraum und der Realität vorhanden sein, ist das nicht mein Verschulden.

Kleiner Nachtrag 2: Ich kenne einen ähnlichen Menschen wie Tom im wirklichen Leben. Dieser hat bereits mehr als zwei Millionen Menschen mit seinen Projekten geholfen. Und zwar in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Menschlichkeit.

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Eine Antwort

  1. Fluffitiger sagt:

    Hi
    Ein sehr schöner Halbtraum. Gäbe es doch mehr so weise Menschen, wie die Dorfbewohner ! Und mehr Respekt dieser Weisheit gegenüber. Eine sehr schöne Geschichte und so plastisch geschrieben, die Bilder entwickeln sich 😄👍 vielen Dank 😊

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